Das Ouessantschaf (OUS), oder auch Bretonisches Zwergschaf, ist die kleinste Schafrasse Europas. Es hat seinen Namen von der Île d’Ouessant, einer französischen Insel in der Bretagne.
1977 waren lediglich ca. 486 Tiere der Rasse bekannt. Im Jahr 2006 waren es schon ca. 9.500 registrierte Tiere, verteilt auf Frankreich, Belgien, die Niederlande und Deutschland. Des weiteren gibt es zahlreiche nicht registrierte Tiere, so dass man heute von einem Bestand von mehr als 15.000 Ouessantschafen ausgehen kann.
Nach den Niederlanden (F.O.S) ist Frankreich (G.E.M.O) der Schwerpunkt in der Zucht sowie Haltung des Ouessantschafes. In Belgien (BOV), Deutschland (IGOU), Großbritannien (OSS) und der Schweiz (Ouessantschafe Schweiz) gibt es zahlenmäßig kleinere Züchtervereinigungen. Einzelzuchten bzw. -halter gibt es inzwischen in Österreich, Tschechien, Lettland, Dänemark, Spanien, Portugal, sowie vermutlich noch weiteren europäischen Staaten.
Schwarz ist die ursprüngliche Farbe des Ouessantschafes. Neben den schwarzen Tieren wurden bereits im 19. Jahrhundert graue Tiere auf der Insel erwähnt. In Frankreich werden graue Schafe als Schwarze geführt, da es sich genau genommen um schwarze Tiere mit einem Gendeffekt handelt. Der Effekt entsteht durch ein Verdünnungsgen, wissenschaftlich dilute genannt. In Deutschland wird bei dieser Farbvariante oft von französisch grauen Tieren gesprochen.
Weiße Tiere sind seit Ende des 19. Jahrhunderts durch historische Postkarten belegt. Die Herkunft ist nicht vollständig geklärt. Da auf dem Festland bereits deutlich früher weiße Heideschafe bekannt waren, kann man annehmen, dass diese Tiere an der Entstehung beteiligt waren.
Bei weißen Ouessantschafen kann es zu rötlicher Färbung insbesondere im Nacken, am Schwanz und den Beinen kommen.
Nach heutiger Erkenntnis lassen sich alle braunen Schafe auf den Stamm Nord zurückführen. In der Bretagne kommen ursprünglich keine braunen Tiere vor. Wer in der Bretagne von braunen Tieren spricht, meint in der Regel durch Sonnenlicht ausgeblichene schwarze Tiere.
Der Farbschlag schimmel ist in den Niederlanden entstanden. Hier wurden in den 1970er und 1980er Jahren Romanov- und Finnschaf eingekreuzt. Schimmel können optisch von weiß bis fast ganz schwarz erscheinen. Dieser Farbschlag ist im Ursprungsland Frankreich nicht anerkannt.
Im Zuchtprogramm der Vereinigung Deutscher Landesschaftzuchtverbände e.V. wird das Ouessantschaf als klein, relativ hochbeinig und, von oben gesehen, mit einem rechteckigen Körperbau beschrieben.
Der Kopf ist fein und gleichmäßig und nur bei den Böcken leicht geramst.
Mutterschafe sind hornlos, während die Böcke ein ausgeprägtes Gehörn tragen. Die Hörner haben eine einzige Windung großen Durchmessers mit gutem Abstand zum Kopf.
Die Ohren sind klein, kurz und leicht aufgerichtet. Die Oberlinie ist gerade, das Becken groß, der Schwanz endet kurz über dem Sprunggelenk.
Ouessantschafe haben ein halbgeschlossenes, mischwolliges Vlies mit sehr feiner Unterwolle. Bei den Böcken ist eine Krawattenbildung durch vermehrtes Auftreten von Grannenhaar im Bereich des Unterhalses, Nackens und der vorderen Oberschenkel erwünscht.
Ausgewachsene Böcke dürfen am Widerrist nicht mehr als 49cm und sollten als Jährlingsbock ca. 39-46cm messen. Das Körpergewicht der ausgewachsenen Böcke liegt zwischen 12 und 20kg.
Die Auen dürfen ausgewachsen nicht mehr als 46cm und sollten als Jährlingsschaf 38-44cm messen. Das Gewicht der Schafe liegt zwischen 10 und 16kg.
Das Wachstum der Schafe ist unterschiedlich; manche Tiere sind schon als später Jährling ausgewachsen; andere machen noch Anfang des 3. Lebensjahr einen Schub. Grundsätzlich kann man sagen, dass Ouessantschafe mit Vollendung des 3. Jahres Ihre endgültige Größe erreicht haben.
Es gibt einfarbig schwarze, graue, weiße, braune und schimmelfarbene Tiere.
Die Färbung soll das gesamte Jahr einheitlich einfarbig sein. Die Krawatte kann bei gleicher Farbe dunkler sein, Hörner und Klauen sind bei weißen Tieren hell und bei dunklen Tieren dunkel.
Ouessantschafe werden meist in kleinen Gruppen als Hobbytiere gehalten. Es sind genügsame Schafe, die auch wegen Ihrer geringen Größe auf relativ kleinen Flächen gehalten werden können. Oft werden die Kleinen als ökologischer Rasenmäher gehalten.
Ouessantschafe haben eine recht strenge Brunftzeit; so könnten Auen und Böcke das ganze Jahr zusammen gehalten werden. Aus züchterischer Sicht ist die Trennung nach Geschlecht und eine gezielte Zuteilung in der Deckzeit sinnvoll und im Herdbuch auch vorgeschrieben.
Unterstände werden von den Tieren gerne als Regen- und Sonnenschutz aufgesucht. Solange nicht zu viel Schnee liegt, können die Tiere ganzjährig draußen gehalten werden. Der Flächenbedarf ist je nach Standort unterschiedlich, es sollten aber nicht weniger als 1000 m² sein - auf dieser Fläche lassen sich drei Tiere halten. Schafe sind Herdentiere und dürfen nicht alleine gehalten werden; Böcke sind mutiger und können in Gruppen von min. 3 Tieren gehalten werden; die Auen fühlen sich sicherer in Gruppen ab 5 Tieren.
Sofern die Weiden im Sommer genug hergeben, muss nicht zugfüttert werden. Im Winter wird Heu zugegeben und kann durch portionierte Trockenfutterpellets ergänzt werden. Wichtig ist hierbei in kleinen Dosierungen zu füttern - Ouessantschafe kennen so gut wie kein Sättigungsgefühl und würden sich auch am Trockenfutter überfressen.
Des weiteren muss ein Mineral-Leckstein, extra für Schafe ohne Kupfer, zu Verfügung gestellt werden. Ein Großteil des Wasserbedarfes wir über das Grünfutter aufgenommen; trotzdem sollte immer Zugang zu frischem Wasser zu Verfügung stehen.
Die Schafe verfügen über gute Muttereigenschaften und eine gute Milchleistung. Lammverluste treten selten auf. Eine Erstbelegung mit sieben Monaten ist möglich. In der Regel kommen die Lämmer von März bis Mai als Einzellämmer zur Welt.